schöpft ihren therapeutischen Nutzen aus der Fülle positiver Wirkungen des Gartens und der Gartenarbeit. Pflanzen- und gartenbezogene Aktivitäten und Erlebnisse werden zielgerichtet eingesetzt, um Menschen ganzheitlich zu erreichen und ihr körperliches, soziales, emotionales und geistiges Wohlbefinden zu erhalten und zu fördern. Gartentherapie eignet sich für jedes Alter, für ganz unterschiedliche Beschwerdebilder und kann gut mit anderen Therapieformen kombiniert werden.
Petra Hilbrandt
Gartentherapeutin,
Heilpraktikerin für Psychotherapie,
Fachtherapeutin Vorschule
und Autorin
Durch meine Tätigkeiten bin ich gleichermaßen nah am Menschen und nah an den Kreisläufen der Natur. Daraus ergeben sich viele schöne Möglichkeiten, um ganzheitliches Wohlbefinden glücken zu lassen und Menschen beim Aufblühen zu begleiten.
Tomatenfreude
Die Tomate ist ein überaus beliebtes Gemüse mit enormer Sortenvielfalt. Es gibt sie in vielen Farben und Geschmacksvarianten, woraus sich eine Vielzahl von Verarbeitungsmöglichkeiten ergibt. Die Früchte sind vollgepackt mit für den menschlichen Körper wichtigen Inhaltsstoffen, die vor allem den Stoffwechsel positiv beeinflussen und stimmungsaufhellend sind.
Bei mir beginnt die gute Laune sogar schon vor dem Verzehr. Ich empfinde es als großes Geschenk, sonnenwarme Tomaten ernten zu dürfen.
Dieses Jahr habe ich aus Bio-Saatgut Sunviva (eine gelbe Cocktailtomate), die etwas größere Cocktailtomate Black Cherry, die Salattomate Ruthje und die Fleischtomate Wladiwostock gezogen. Sie stehen in zwei Reihen zu je vier Pflanzen in großen Töpfen unter einem Folienschutz, der oben, nach Osten und Westen geschlossen und zur Süd- und Nordseite hin offen ist. So sind die Pflanzen vor Regen ziemlich sicher und werden trotzdem schön durchgeweht.
Auf diese Weise haben wir eine reiche Ausbeute und können viele bunte Salate, lecker belegte Brote und würzige Suppen und Saucen zubereiten.
Wobei ich nicht nur den Geschmack liebe, sondern auch die Ernte genieße. Ganz bewusst versuche ich dabei ruhig zu hantieren und die Unterschiede der einzelnen Früchte sinnlich wahrzunehmen. Wie hat sich ihre Farbe seit gestern verändert? Ist die Tomate noch hart oder gibt sie auf sanften Druck leicht nach? Lässt sie sich bereitwillig pflücken oder warte ich lieber noch einen Tag? Je länger ich ernte, desto mehr setzt sich an meinen Fingern der typische Geruch fest, der selbst noch nach dem Händewaschen mit Seife leicht auf der Haut liegt und an das vergnügliche Pflücken erinnert.
Seit einigen Wochen bereichert ein weiterer „Spaßfaktor“ unser gärtnerisches Geschehen. Ein heftiger Sturm hat unsere Tomatenpflanzen zu einem unauflösbaren Gestrüpp ineinander verwirbelt und verwirrt, so dass die Ernte etwas an eine Schatzsuche erinnert.
Vor allem die doch relativ kleinen Black Cherry sind durch ihre dezente Grünfärbung im Blätterwirrwarr gar nicht so leicht zu entdecken und die Freude ist groß, wenn von der anderen Seite Früchte zu finden sind, die vorher nicht zu sehen waren.
Ich finde es äußerst verblüffend, dass die Pflanzen trotz der heftigen Wetterattacke keinen größeren Schaden erlitten haben und munter weiter Früchte gedeihen lassen. Es hat etwas von „Krönchen richten! Weiter machen!“.
Da es sich um samenfeste Sorten handelt, ist es möglich, die in den Samen gespeicherte Kraft und Erfahrung dieser geschmackvollen Superheldinnen in die nächste Saison mitzunehmen. Zur Samengewinnung wird eine annähernd perfekte Frucht ausgewählt, aufgeschnitten und mit einem Löffel der Samen herausgeholt. Die Masse wird mit einem Messer so auf ein Blatt Küchenkrepp gestrichen, dass der Glibber die Samen nicht mehr umhüllt und vom Papier aufgesaugt wird. Wichtig: Beschriften nicht vergessen! Das Papier wird für etwa einen Tag an einem warmen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung getrocknet. Dann kann man es gefaltet in ein Kuvert stecken, wo das Saatgut, kühl und trocken gelagert, relativ lange keimfähig bleibt.
Diese Kuverts enthalten für mich gespeicherte Vorfreude und Hoffnung auf Genuss und Wohlbefinden im nächsten Jahr.